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Irren ist menschlich: Betrüger (2)

Reihe von Robert Pleich / Winter 2004

In meiner letzten Kolumne beschäftigte ich mich mit der geringen Anzahl der bewußten Betrüger in der weit gefaßten „Esoterikszene“. Bevor ich auf weitere Ursachen dafür eingehe, möchte ich auf eine Frage eingehen, die in letzter Zeit öfter an mich gestellt wurde: Wie sehe ich die Fähigkeiten des berühmt/berüchtigten Uri Geller?

Dieser wurde ja nach 30 Jahren von einigen Fernsehsendern in Deutschland und in der Schweiz wieder „ausgegraben“ und durfte praktisch dieselben Darbietungen vorführen wie damals.

Es hat wenig Sinn hier detailliert auf die einzelnen Aktionen einzugehen – das wurde schon ausführlich in den diversen Medien getan. Ich möchte hier nur eine Analogie zu bedenken geben.

Nehmen wir an, der berühmte amerikanische Zauberkünstler David Copperfield würde behaupten, daß er wirklich fliegen könne. Ich saß in einer seiner Shows und habe mir die Augen überanstrengt bei der Suche nach Nylonseilen, tragenden Stangen oder „unsichtbaren“ Helfern. Ich konnte auf eine Entfernung von ca. 5 Metern mit allen meinen Sinnen nicht erkennen, wie er es fertiggebracht hat zu fliegen. Und das war nur einer von vielen großartigen Tricks. Ernsthafte Diskussionen auch (und besonders) von Wissenschaftlern würden nur zu mehr oder minder plausiblen Vermutungen führen, über die Art wie es wirklich gemacht wurde.

Nun hat auch Uri Geller seine Karriere als deklarierter Zauberkünstler begonnen. Oft mit der Hilfe eines Freundes im Publikum hat er Leute mit seinen hellseherischen Tricks verblüfft.

Für mich stellt sich die Frage, ob man an Gellers übersinnliche Fähigkeiten glauben kann, nur weil er nicht mehr offen sagt, daß es ein Trick ist und man nicht 100% sicher sein kann, wie es gemacht wurde? Die Antwort überlasse ich dem Leser.

Es gibt auch Grenzfälle von „Zaubertricks“, die besonders junge Menschen in ihren Bann ziehen. Ich möchte hier das Pendeln und das Gläserrücken erwähnen, da beide nach vielen Untersuchungen auf gleichen Prinzipien beruhen. Popularisiert wurde beides in letzter Zeit besonders durch Fernsehserien für Jugendliche. Diese probieren natürlich das Gezeigte mit dem entsprechenden wohligen Gruseln und dem Gefühl eventuell etwas Verbotenes zu tun. Nun könnte man denken, daß solche „Experimente“ nicht gefährlich sind, da jeder Jugendliche schnell merkt, daß kein Dämon beschworen wurde und die ausgependelten oder durch Gläserrücken erzeugten Symbole/Sätze, keinen Sinn ergeben. Leider ist es nicht ganz so einfach.

Recht häufig ergeben sich durchaus verständliche „Botschaften“, die für die Teilnehmer recht erschreckend sein können. Wie kann das sein? Melden sich hier wirklich „Geister“ zu Wort? Und was soll man einem Jugendlichen sagen, der z.B. durch eine Unfall- oder gar Todesvoraussage zutiefst verunsichert ist?

Seit über 100 Jahren ist der sogenannte Carpenter-Effekt bekannt und vielfach beschrieben worden. Dieser zeigt, daß schon die bloße Vorstellung einer Bewegung im Gehirn motorische Zentren aktiviert, was dazu führt, daß die Muskeln die vorgestellte Bewegung ansatzweise mitvollziehen. (Auch Wünschelrutenausschläge können so erklärt werden.) Wenn also beim Gläserrücken die Beteiligten das Glas berühren und eine Bewegung erwarten, dann üben sie unbewußt durch kleinste Muskelbewegungen einen Druck auf das Glas aus und setzen es so in Bewegung. Dabei entsteht irrtümlicherweise der Eindruck, das Glas bewege sich auf "geisterhafte" Weise ganz von selbst. Analog wird die Pendelrichtung z.B. auf einen bestimmten Buchstaben hin beeinflußt.

Die "Botschaften" entstehen dabei in einem komplizierten gruppendynamischen Wechselspiel zwischen den Erwartungen der einzelnen Teilnehmer.

Gerade Personen, die nicht an Übersinnliches glauben oder "erst mal offen" sein wollen, sind nicht selten besonders erschüttert, wenn sich unerwartet das Glas bewegt und vermeintliche "Botschaften aus dem Jenseits" vermittelt. Damit können ernsthafte psychische Probleme ausgelöst werden.

Obwohl auch hier meist kein bewußter Betrug versucht wird, sind oben erwähnte „okkulte“ Praktiken trotz ihrer Einfachheit keine harmlosen Spielereien und sollten besonders bei Jugendlichen ernst genommen und erklärt werden.

Bei Fragen, Anregungen oder Einwänden würde ich mich über ein Kommentar sehr freuen!

von Robert Pleich

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